solo Show
DAVID RENGGLI
Jahrmarkt der Gefühle
Kunst(Zeug)Haus, Rapperswill-Jona, CH
04.06.2023 – 06.08.2023

Persönliche Erwartungen und Sehnsüchte sowie deren sprachliche Kommunikation stehen im Fokus der Ausstel-lung von David Renggli (*1974). Schillernde Neonschilder, zu einer Gesamtinstallation gruppiert, hintersinnige Gemälde und ein immerfort im Kreis rollender Zug: Mit seinen neuen Arbeiten befragt Renggli die Formung und Beeinflussung von Hoffnungen und Wünschen.

Es surrt und rollt: Kleine, bunt beschriftete Güterwagons bahnen sich einen Weg durch das weiträumige Oberge-schoss des Kunst(Zeug)Haus. Die eigens für das Museum geschaffene Installation von David Renggli fordert her-aus, die Schriften auf den Wagons zu entziffern. Wortspiele und kurze, prägnante Poesien entführen in die Welt der Sprache und Träume. In einem anderen Raumbereich zeigt der Zürcher Künstler Gemälde und Leuchtschil-der. Es flimmert wie auf einem Jahrmarkt, der alles verspricht. Der Künstler lädt ein, über persönliche Wünsche und deren Hintergründe und Herkunft zu sinnieren.

Die Thematik menschlicher Sehnsüchte und Erwartungen thematisiert Renggli auch in den so genannten SUV-Bildern, die noch nie in musealem Kontext gezeigt wurden. Augenzwinkernd setzt er sich darin mit den oft unnötig grossen Fahrzeugen auseinander, mit welchen sich Menschen schmücken und die mit ihrer Unförmigkeit Stras-sen und öffentliche Plätze belegen. Renggli widmet sich dabei insbesondere den subtilen begrifflichen Zuschreibungen und Sehnsuchtsbestimmungen, welche die Hersteller den Fahrzeugen mit auf den Weg geben. So wirbt Porsche beispielsweise mit dem Namen «Macan» und verweist stolz auf die Übersetzung «Tiger» aus dem Java-nischen, wobei die Schottisch-Gälische Bezeichnung für «Kleiner Junge» dabei verschwiegen wird – soll das Au-tomobil doch Begehrlichkeit wecken und mit Kraft, Wildheit und Exotik verbunden werden. Der ebenfalls von Por-sche verwendete Name «Cayenne» suggeriert mildes Pfefferpulver, öffnet jedoch auch eine Verbindung zum indi-genen Völkerstamm der «Cheyenne», welche die Schlacht gegen die U.S. Kavallerie vernichtend gewann. Ge-malt sind die farbintensiven Bilder auf Deko-Bettlaken, wobei die aufgedruckten Muster – etwa Ein-Dollarnoten – spielerisch in die Malerei einbezogen sind.

Die Sprache ist stets wichtiger Bestandteil in Rengglis Schaffen und vernetzt die unterschiedlichen Ausstellungs-bereiche miteinander. Spielte der Künstler früher oft mit Fehlern im geschriebenen Text, so nähert er sich in den neuen Werken aktuell vermehrt über das Schriftbild dem Thema der Sprache an. Im Raum umhergehend, auf der Suche nach dem Sinn des Geschriebenen, werden die Besuchenden dazu angeregt, über eigene Vorstellungen und Erwartungen zu reflektieren.