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PELES EMPIRE
Original und Reproduktion
Kunstzeitung

01.12.2021

Original und Reproduktion
Peles Empire erweitern die Perspektive

Fortwährend reproduzierte Versatzstücke der Wirklichkeit. Bis ins Unendliche gesteigerte Zerrbilder der Realität. Dieses postmoderne Reproduktionsverfahren bildet den Wesenskern der vielschichtigen Werke des Duos Peles Empire. Ein Kollektiv, gegründet 2005 an der Frankfurter Städelschule von den beiden Künstlerinnen Katharina Stöver und Barbara Wolff. Als namensgebender Startpunkt diente das pompöse Schloss Peles, eine für König Carol I. Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Sommerresidenz in den rumänischen Karpaten. Das Interieur ist ein historistisches Mash-up diverser Stilepochen.

Schloss Peles stellt seit 2005 in Form einer fotografischen Dokumentation der Räume das Ausgangsmaterial für das künstlerische und kuratorische Schaffen der in Berlin lebenden Künstlerinnen bereit. Ihre Arbeiten sind ebenfalls ein Mash-up aus Original, Reproduktion und Rückbezug auf die eigenen früheren Werke. Die Kopie bietet dabei die Möglichkeit, neue Perspektiven auf Bekanntes einzunehmen, das Original durch seine Reproduktion zu abstrahieren.

Immer setzen sich die Ausstellungen des Duos mit dem jeweiligen Spielort auseinander, wechseln zwischen Zwei- und Dreidimensionalität. Mittels Wandtapete als Trompe-l'Œil rekonstruierte Räume des Schlosses bildeten den Hintergrund für die Arbeiten anderer Künstler, konnten aber genauso gut als eigenständiges Werk bestehen. Die Arbeitsweise ist Ausdruck eines Wechsels von der Dreidimensionalität des Schlosses zur Zweidimensionalität der Tapete und zurück zur Dreidimensionalität innerhalb des Ausstellungsraumes. Ein Spiel, das sich seit 2010 auf DIN-A3-Papier fortsetzt, wenn kopierte Ausschnitte der Schlossfotografien die Basis collagierter Wandarbeiten und minimalistischer Skulpturen sind.

Das durch die Berliner Galerie Wentrup vertretene Kollektiv passte sich zuletzt auch in einer Ausstellung im E-Werk Luckenwalde an die Gegebenheiten der Örtlichkeit an. Die in der Turbinenhalle gezeigten Werke beschäftigten sich mit der Geschichte des alten Elektrizitätswerks. Im vergangenen Jahr erhielten Peles Empire zudem das zum ersten Mal ausgelobte Peter Jacobi Stipendium, das mit einer Ausstellung in Pforzheim sowie einem Lehrauftrag an der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim verbunden ist.

Julia Stellmann