Zum Auftakt des Ausstellungsjahres 2015 zeigt WENTRUP eine Auswahl von Arbeiten der Künstler_innen der Galerie, die sich in zwei thematische Gruppen aufteilen. Nevin Aladags Stiletto / No Melody (4:10 min ) (2011), Gregor Hildebrandts Klangteppich (2008) und Peles Empires FGX3 (2013) haben Aufzeichnungs- und Übersetzungstechniken als Ausgangspunkt. Aladag zeigt die Schritte, die für die Dauer eines bestimmten Liedes, hier 4 min und 10 s, qua Stiletto-Absatz auf eine Metallplatte „eingetanzt“ wurden und präsentiert schließlich die Unterseite: die Eindrücke ragen dem_der Betrachter_in nun als Erhebungen entgegen. Hildebrandt hat ebenfalls einen auditiven Ausgangspunkt, er konstruiert den sinnbildlichen Klangteppich konkret als Objekt im Raum. Aus dem Tape hunderter, gebrauchter Musikkassetten gewebt, enthält eine davon eine Aufnahme eines Texts von Georg Trakl, gesprochen von Alexander Losse, die mit dem hier zentralen Motiv beginnt: dem Teppich. Peles Empire hingegen arbeiten seit fast 10 Jahren mir fotografischen Reproduktionen des Peles Schlosses in Rumänien. Aus den fotografischen Kopien dieses selbst durch architektonische Kopien bekannten Gebäudes des 19. Jahrhunderts bauen Peles Empire unter anderem Wandstücke, in die sie von ihnen angefertige Fototapeten mit Bildern des Schlosses einarbeiten. Die architektonische Kopie wird als abermalige fotografische Kopie nun als Material wieder in eine Wandarbeit aus Beton eingebettet. Die zweite Werkgruppe umfasst Arbeiten die u.a. auf Momente der Konzeptkunst der 1960er und 1970er Jahre aufbauen. Timm Ulrichs’ Werk Kritik der reinen Vernunft - Kritik der praktischen Vernunft von 1977/1985 entspringt im unmittelbaren Umfeld dieser Zeit. Ulrichs’ Tisch und Sockel, frei von jedweder Gebrauchsspur scheinen weniger die Dinge selbst zu sein, als dass sie prototypische Zeichen für sich selbst sind. Ulrichs ergänzt nun durch zwei aufeinanderfolgende Werke von Immanuel Kant in Form von gelben Reclam Büchern. Die zuerst erschienene „Kritik der reinen Vernunft“ ist wie zum Lesen bereit auf dem Tisch platziert, die darauf folgende „Kritik derpraktischen Vernunft“ hilft ganz im Sinne ihres Titles, den Tisch in Balance zu halten unter einem Tischbein. Wawrzyniec Tokarskis großformatige Arbeit Artist von 2008 ersetzt zunächst Bild durch Text und nimmt der Leinwand ihre eigene Rezeption vorweg, indem sie die Rezeption selbst als Motiv wählt. Die Majuskeln des Wortes „His“ heben zudem die Figur des Künstlers selbstironisch auf göttliche Ebenen an, während Tokarski gleichzeitig zum Kunstkritiker seiner selbst im Bild durch Text wird. Mathew Hales Weddings’ Eve (2010) vereint schließlich das Interesse am gefundenen Objekt mit den Möglichkeiten von nicht-linearen, flexiblen Erzählstrukturen. Sich auftürmende Glaskästen stellen verschiedene Sedimente von (Kunst)-Geschichte(n) aus, die je nach Perspektive, auch im Sinne der Blickrichtung im Raum, sich immer wieder anders zusammen setzen und damit neu lesen lassen.
Die Accrochage wurde von Nico Anklam zusammengestellt.